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 Wie schnell sich die Dinge doch ändern können.

An einem Samstagmorgen hat mich noch jemand gefragt, ob ich meine regenbogenfarbene FischHalskette eigentlich aus Solidarität trage, oder ob da „mehr“ dahinterstecke...Ich habe kurz nachgedacht, und gemeint es sei hauptsächlich aus Solidarität.

Das habe ich auch so gemeint.

Aber keine 24 Stunden später finde ich mich im sprichwörtlichen „Rabbithole“ - dem Kaninchenbau wieder. Ich durchforste das Internet, nach diesem einen Begriff. Diesem einen Label.

Ich habe es im Museum gehört. In der „Queer Ausstellung“ * hat es mich gefunden, und nicht mehr losgelassen. Ich google und lese mit dieser Aufregung und leiser Hoffnung - passt es? Erklärt es, was ich schon so lange erlebe aber irgendwie richtig beschreiben konnte?

Es gibt im katholischen Gottesdienst diesen Satz: „Sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund.“

Genau so kam es mir vor.

Es brauchte nur ein Wort - drei Buchstaben. Und ein grosses schweres Loch der Leere war nicht mehr da.

Es hat einen Namen. Und ist jetzt plötzlich einfach ein Teil von mir. Ein Teil meiner Geschichte und Identität. Nicht ein Fehlen oder etwas, das mit mir nicht stimmt.

Krass. Und hat mich eben auch über Nacht von einem Ally (also einer Verbündeten) zu einem Teil der LGBTQIA Community gemacht.

Irgendwie schön. Aber es macht mich auch verletzlicher.Es hat eben seine Gründe, dass diese Texte hier anonym/ unter Pseudonym sind.

Aber weil mein Label nicht zu den sehr bekannten gehört, hat es echt lange gedauert, bis ich darüber gestolpert bin. Und weil es ist, als ob ich eine Schatzkarte zu mir selbst gefunden habe, möchte ich  davon erzählen. Vielleicht hilft es jemandem da draussen, sich weniger alleine zu fühlen. Auch wenn du deine Farben gerade erst findest.

Dieses Outing bei mir selbst, es war einer der heiligen Momente meines Lebens.

Und wie ich das bei heiligen Momenten oft erlebe: bin ich einerseits unglaublich nahe bei mir selbst, weil alles rund um mich kurz egal wird. Andererseits spüre ich auch, dass ich in diesem Moment zu etwas so grossem gehöre, dass es mir für einen Moment den Atem nimmt.

Und dann habe ich umso mehr Platz in meiner Lunge, und das Leben von neuem einzuatmen.

 

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* https://www.nmbe.ch/de/queer

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